Niederlausitzer Fundgrube

Der Heimatwanderer Nr. 4 / 1934

Herzog Friedrich Erdmanns zu Sachsen Interims-Residenz in Finsterwalde anno 1712.
Von Rektor Jungrichter, Sallgast.

Von Gottes Gnaden Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg ... Was unsern freundlichen Bruder Prinz Friedrich Erdmann zu Sachsen anbelanget, so möchten wir ihm die Ober- und Mitteljagden im Amte Finsterwalde mit den gesamten Niederjagden daselbst assignieren, desgleichen die zum Jagen nötigen Hand- und Spanndienste in den sämtlichen Hölzern gedachten unseres Amtes, sonderlich des Nehesdorfer. Lichterfelder und Lieskauer Bauernholz bis an den durch den Seeteich gehenden Graben inclus. des daselbst befindlichen Lugs und bis an den sogenannten Mahlingsteich diesseits der Stadt Finsterwalde, so bis an die Kuhna oder das Schecksdorfer Bauernholz stößet, übertragen. Desgleichen soll ihm das Drößiger Lug und der Drößiger Winkel auf Lebenszeit überwiesen werden. Zu seiner Sicherheit soll ein Rezeß vollzogen werden, der den Jägern, dem Oberforstmeister in dem Markgrafentum Niederlausitz und dem Amtmann zu Finsterwalde bekanntzugeben ist. Alldieweil uns aber die Beschaffenheit der angegebenen Reviere unbekannt und wir daher ohne eingezogenen genügsamen Erkundigung hierüber etwas zu resolvieren Bedenken tragen, so ist es unser gnädigstes Begehren an Euch, Ihr wollet sofort hierüber von unserm Jäger eines Oberforstmeister und dem Amtmann zu Finsterwalde Bericht und pflichtgemäßes Gutachten anfordern und solches mittels Eures Berichts einsenden und zugleich Euren Pflichten gemäß Eure ohnemaßgeblichen Bedenken gebührend erwähnen. Deren geschieht unsere Meinung, und wir sind Euch mit Gnaden gewogen
Delitzsch, den 31. Oktober 1712.
Moritz Wilhelm.

An die lieben getreuen verordneten Kammer Räte und Rentmeister zu Merseburg.
Das Fürstlich Finsterwaldsche Schloß ist noch in demselben Jahre wohnlich zum Einzug des Herzogs eingerichet worden. Im unteren Stockwerk wurden folgende Reparaturen ausgeführt:
1. des Hofmarschalls Stube, 2. der Eingang vor der Silberkammer, 3. die Silberkammer, 4. das hochfürstliche grüne Gemach, 5. das hochfürstliche Schlafgemach, 6. die kleine Küche, 7. der Vordersaal, 8. das Prinzengemach, 9. die Treppe, 10. der Eingang nach der großen Küche. Desgleichen wurden sämtliche schadhafte Türen, Fenster und eiserne Gitter in Ordnung gebracht.

Summarischer Extrakt der Hand- und Spanndienste im Amt Finsterwalde.

1. Das Dorf Ponnsdorf hat 12 Bauern; jeder hat in der Woche 1 Tag fahrend und 1 Tag Hofedienste zu leisten. Das sind im Jahre 624 Tage fahrende und 624 Tage gehende Dienste.

2. Das Dorf Gröbitz hat 15 Bauern = 780 fahrende und 780 gehende Dienste.

3. Das Dorf Tanneberg hat 10 Dienstbauern; jeder leistet 20 Tage Hofedienste = 200 Tage.

4. Das Dorf Massen hat 8 Bauern, jeder hat 2½ Tag wöchentliche Hofedienste mit Gespann zu verrichten, das sind 540 halbe Tage fahrende und 540 halbe Tage gehende Dienste.

5. Das Dorf Betten hat 16 Bauern; jeder hat wöchentlich 1½ Tage entweder mit Gespann oder mit der Hand zu dienen. Das sind 2496 Dienste zur Hälfte Fuhren, zur Hälfte mit der Hand

6. Das Dorf Nehesdorf mit seinen 16 Bauern dient wöchentlich 2½ Tage. Das sind 2080½ Tage im Jahre.

7. Das Dorf Staupitz mit seinen 11 Bauern dient wöchentlich 1 Tag mit Großgespann oder nochmal soviel Handdienste = 572 fahrende oder 1144 gehende Dienste.

8. Das Dorf Lichterfeld hat 16 Bauern und 19 Anspanner, es dient wöchentlich 2½ Tag = 304 Anspanner oder 2192 Handdienste.

9. Das Dorf Lindthal hat 12 Bauern und dient wöchentlich 2½ Tag = 1248 ganze Tage und 624 halbe Tage mit der Hand.

10. Das Dorf Naundorf hat 10 Gärtner (Kossäten) und dient wöchentlich 3 ganze Tage oder 6 halbe Tage = 1560 ganze Tage.

Lohnfuhren.
Massen 4, Betten 1, Nehesdorf 1, Lichterfeld 3. Die Fuhren gehen über Land und verrichten Vorwerksdienste mit Anfahren des Getreides und Herausfahren des Saatgetreides auf die Vorwerke.
Die Gärtner von Massen und Nehesdorf leisten wöchentlich 2½ Tage Hofedienste mit der Hand = 1144 Tage.
In Finsterwalde sind 19 Hüfner wohnhaft, diese sind schuldig, von der großen Schäferei jeder 6 Scheffel Korn aufs große Vorwerk zu fahren, desgleichen hat jeder 3 Fuhren Heu auf die große Schäferei zu bringen. Ueberdies haben sie Baufuhren im Amt gegen Bezahlung zu verrichten, also auf 2 Pferde Tag und Nacht täglich 6 Groschen Entschädigung.
Das sind 9340 Dienste exclusive der Lehnrichter und Lehnbauern, welche keine Hofedienste zu leisten haben.
Die 144 Anspanndienste in Schacksdorf sind gleichzurechnen 170 Handdienste.
Das Dorf Lieskau verrichtet 160 Handdienste mit Sense und Harke.
Das Dorf Dollenchen muß die Senftenberger Wiesen mähen, das Gras trocknen und das Heu aufs Vorwerk Poley bringen. Alle diese Dienste sind dem Herrn Pächter der Amtgüter zugeschlagen und übertragen worden. Der Herzog Erdmann darf die Untertanen zu Jagddiensten heranziehen, die aber von den wöchentlichen Hofediensten zur Abrechnung gelangen.