Niederlausitzer Fundgrube

Der Heimatwanderer Nr. 7 / 1927

Mittelalterliche Gerichtsbußen des Schliebener Amtmanns.
Mitgeteilt von F. Stoy-Schmarkendorf.

Vergehen „uff m. gnädigen Herrn Grund und Boden“, also im Bereiche des Amtes Schlieben ahndet der dortige Amtmann, auch wenn die Uebeltäter jemand anders untertänig sind. Der Fall wird nicht dem zuständigen Heimatgericht unterbreitet. Vergehen gegen landesobrigkeitliche Verordnungen brachten der Landeskasse ja Einnahmen. Wenn nicht Landfriedensbruch, Aufruhr und dergleichen Schweres vorlag, wenn nicht „Kesseler“ (Zigeuner) oder landfahrendes Pack sich vergangen hatten, büßte man alles mit Geld. Selbst Totschlag wurde damit „gesühnt und vertragen“. Wer große Summen nicht sofort zahlen konnte, gab Abschlag und stellte einen Bürgen. Konnte er garnichts aufbringen, so mußte er Arbeitsdienste im Amtsort tun. Die Alten wußten sich zu helfen! - Schliebens Amtsrechnungen geben unter dem Einnahmetitel: Von Gerichtsbußen alle die Fälle an, die das Jahr hindurch bestraft wurden. Etliche fuhren in die Dörfer bei Luckau, ja in die Stadt selbst. Wir wollen sie kennen lernen:

1512. 3 Schck. Dir von Gehren, haben holtz bey nacht in der Rochisch Heiden gehawen und ein Mann von Paseryn geslagen und sint der Stadt leute von Lockow.
1515. 30 Gr. büßet der Hirte von Uckerow, darumb daz er die armen Leuthe zu Paserin in m. gn. Herren Dorfe mit Steinen gewurffen unde auch eyne fraawe geslan, ist alles im Dorfe Passerin geschehn.
1516. 1 Schck. 20 Gr. Rauchbrechts Sohn von Wüstermark, darumb, daz er hat etzliche Wagen von Geren in die Rochische Heyde geführet und Holz helfen hawen.
1532. 40 Gr. Simon Krüger von Gehrn, hat Walstorfs Tochter zw Hohenbugko geschmähet.
1536. 40 Gr. Thoma Leysack, ein Moller zw Zyllmersdorft, der von Luckau Mann hat Symon Gore von Uckro, der Minkwitz Mann im Krug zu Paserin 4 Zähne außem Hals mit eynn Mühlbeyl geslagen.
2 Schck. Die Gemein zu Wüstermark haben mit ihrem Vieh im Gehege uff der rochischen Heide gehütet, hat sie Peter, der Heideknecht darob gepfandt und etzliche Rindshaupt genommen, sein die ganze Gemein mit Spießen und anderm Gewehr nachgefolget und solch gepfandt Vieh mit Gewalt nommen, ihn geschlagen, haben solche Leute 5 Tage im Gefängnis sessen.
42 Gr. Der Richter zw Paserin hat etzliche hader und Clagen, so im Gericht daselbst geschehen, verschwiegen und ins Amt nicht angesaget.
1538. 3 Schck. 20 Gr. Baltzer Kemmerich von Pickeln, Herrn von Minkwitz Mann zu Straf geben, hat eynen von Uckrow, auch der von Minkwitz Mann, vorm Krug zu Paßeryn in m. gn. Herren Gerichten in der Abendstunde mit einem baren Messer in die rechte Seite gestochen, davon er bald verstorben, ist die Sache zu Luckow vertragen worden.
1541. 7. Schck. Der Rath zu Luckau, daß sie uff m. gn. Herrn grund und Boden uff der Rochischen Heide einen Fuhrmann – Urban Engelmann von Waldo mit Pferd und Wagen, darauf er Korn geladen, uffgetrieben und sich damit gen Gehren in die koniglichen Gerichte gewandt, welch Sache zu Lochau vor m. gn. Herrn vertragen lauts eines schriftlichen besiegelten Schiedes.
1542. 1 Schck. Der Richter zw Paßeryn, daß er im Dorfe nicht auf gemeine Wilkore gehalten.
1507. 3 Schck. Jacoff u. Symon Galle, Gebruder zw Passerin, daß sie den Krüger daselbst ermordet haben. Sollen noch 1 Schck. geben.