Niederlausitzer Fundgrube

Der Heimatwanderer Nr. 10 / 1928

Förster Anton Niemaier – ein Original.
(Aus alten Akten wörtlich entnommen.)

Ein Förster, der im Dienst Herzog Heinrichs von Sachsen-Merseburg (residierte in Spremberg von 1690 – 1733) stand, schrieb im Jahre 1721 folgenden Brief an ihn:
Turglaugtigster Ferscht, gnedigster Herr! In unse Forscht is Sie e Schwein, so groß wie Sie, Turglaugt, in Ihren kanzen läben noch nich gesähn han. Und missen stränge Maasrecheln genumme wärn, das de Pestge nich so mechtig werd, sunst verliern mer, hol mich der Deubel, alle junge Zugt und da wärd uns der Hunt waß praten, wenn mer emol eene jagt mache wulle. Wie gesacht, gäbe Se Pefähl, das das Undeert wäck kümmt. Ibbrigens verbläube ich mit hoch8ung Ihr underdänigster Förster Anton Niemaier.

Bei einer Hochwassergefahr der Spree schrieb er als Aufseher der Wasserbauten:
Turglaugtistes Wassergericht! Gott straf mich Turglaugt, ich kanns Wasser nich mehr derhollen. Se missen sugleich Pefähl gäben, das de Kummischon Maaßrecheln drieft, das de Tämme rebarühret wärden, sus geht de Gejend un de edle Jacht zum Deubel un da hanse sichs selber zuzuschreiben, wenn mer hernachens Kuchen zu jagen han. Machse Turglaugt nur bale anstalt, Gott straf mich, s wärd sus nich gut u da kennen se unsereenen ke Prot mähr gäbe un da hole der Deubel ´s Läben un ich mach denn nich mähr sein ihr getreuer un underdänigster Förster A. Niemayer.

Um das Herumlaufen der Hunde im Jagdrevier zu verbieten, erließ er folgenden Befehl an die Bauern:
Pefähl an die Pauern. Weilen in der großen Hitze das edle Wildprett in ehlenden madden Zustand fersetzet worden is, so ergeet an Euch durch mich Nahmens Seiner Turglaugt hochferschtlicher Pefähl, das ihr des Daches un des Nachts euhre Hunne an de Kehte leht un nich nur an Dache u. Nachts lohß lasset, wie Eure tumme Mode is, sus schieß ich alles tot, waß lohß is un wenns Gott straf mich mei Pruder währ, der hochferschtliche Förster A. N.

Im Jahre 1703 Ende März machte auf dem Fußwege am Georgenberge entlang, des Abends ein Gespenst in Verkleidung eines Teufels allerlei Unfug; es hatte es besonders auf die Liebespärchen, die dort damals wie auch heute noch lustzuwandeln pflegten, abgesehen. Der Amtmann von Minkwitz berichtete dies dem Herzog. Dieser, der ein ebensolches Original war, wie sein Förster, schrieb an den Rand des Berichtes:
Förster Niemayer wird beauftragt, dem Unwesen zu steuern. Er soll den Teufel festnehmen, sich aber nicht gar von ihm in die Hölle mitnehmen lassen, wie er es wohl redlich verdient hätte.

Wie nun unser Freund N. diesen Befehl ausführte, zeigt folgender Bericht:
Turglaugtichster Ferscht! Wie Se pefohlen, habe ich fergangne Nacht kewacht, aber es rechnete un keen Kespänst lies sich nich sähn. Aber diese Nacht, da kam es. Ich bedrullierte mit meinem scharfen Hunt Waltmann den Weg auf un ab, da schprank bletzlich aus den Gepisch ein erschröckliches Undeert hervor, es prillte wie eene Kuh, umb den Leip hatte es ein haariges Fell auf den Kopp zwo Herner u. vor dem Gesicht ein breites etwas, aus dem Feier schprihte. Zuerscht erschrak ich, Waltmann hadde sogleich Reißaus genommen, aber ferchten, nee das gibs nich. Habe ich doch 1683 under Prins Euscheen bei Mohatsch u.Wien gegen die Terken gefochten u. einen Roßschweif erobert. Also ich loß auf ihn. Zuerst hau ich ihn mit Reschpeck zu sage in die Fresse, da platzt das Etwas vor dem Gesicht u. das Feier erlöschte. Was meinens Turglaugt, was der Deubel vor de Fisahsche hadde? Eenen ausgehöhlten Kirbs (Kürbis) in dem er ein Wachslicht gestellt hadde. Aha, dachte ich, schaust du mich aus die Luke. Na warte mein Deubelchen, dir wärd ich die Subbe versaltzen. Ich also nu ran an ihn, fasse ihn umb den Leip un warf ihn zu Boden un knie auf seine Prust. Da öffnet sich auch sein Fell u. eine bunte Lifree komt zum Vorschein. Nu geht mir ein kantzer Seiffensiederladen auff. Aha, das ist ja eener vom Schloß. „Warte mein Deibelchen, dir wärd ich die Suppe versaltzen“. Ich knie nun immer fester auf seiner Brust u. drücke ihm die Kähle zu. Da wimmert er u. flöht um Gnade. „Na denn gut“, sagte ich, „stehe auff u. komm mit.“ Er ging nun vor mich her. Pletzlich nahm der Kerl Reißhaus. Ich hinter ihm her. Da ich aber aus dem terkischen Kriege das Reißmirtichtig in den Beinen mit heimgebracht habe, konnte ich nicht so schnell folgen. An der Schloßbrücke war er futsch und weg. Anbey liefere ich die Kuhhaut u. einen Lifreeknopf, den ich ihm beim Ringen abgerissen habe, ab. An diesem corpum delectum werden Sie Turglaugt den Deibel unter Ihrer gnedigsten Dienerschaft bald ermitteln kennen. Ihr getreuer und underdänigster Förster A. Niemayer.

Auf diesen Bericht hatte der Amtmann v. Minkwitz folgendes geschrieben.
Spremberg, 3.4.1721.
1. Als der Teuffel ist der herzogl. Diener Wilh. Jatzkow ermittelt worden.
2. Für seinen Unfug ist er auf Befehl Sr. Durchlaucht mit 14 Tagen strenger Arrest im Schloßverließ bestraft worden.
3. Dem Förster N. ist als Belohnung für seine Unerschrockenheit die Genehmigung ertheilt worden, sich selber einen Rehbock zu schießen. Der Amtmann. v. M.
(Mitgeteilt von Hauptstein-Spremberg.)