Niederlausitzer Fundgrube

Der Heimatwanderer Nr. 11 / 1934

Contribution der Gemeinde Sallgast in den schlesischen Kriegen 1740 - 1763.
Von Rektor Jungrichter, Sallgast.

Durch die vielen Einquartierungen im 1. und 2. schlesischen Kriege waren den Gemeinden bedeutende Lasten entstanden. Der Besitzer des hiesigen Gutes, Kommerzienrat Jampert, hatte einen Streit zu schlichten zwischen den Dörfern Sallgast und Zürchel. Die Gemeinde Zürchel wurde verpflichtet, zu den Lasten 1/3 von 25 Talern 8 Groschen beizutragen, die durch die Einquartierung von einer Kompagnie preußischer Soldaten verursacht war. Die von dem preuß. Offizier ausgestellte Bescheinigung lautet: daß ich mit meiner unterhabenden Kompagnie Kavallerie 2 Tage und 2 Nächte in dem Dorfe Sallgast gestanden, auch daselbst 56 Rationes und 55 Portiones alle Tage benebst auch das dazugehörige Vorgespann der Bagage bis nach Zinnitz erhalten, solches wird hiermit attestieret:
     Sallgast, den 8. Juli 1742.              Graf von Drießen.

1745 zahlte das Rittergut Sallgast 60 Taler Kontribution an die Preußen. Den Gemeinden Sallgast und Klingmühl wurden 54 Taler vorgestreckt, damit sie von der angekündigten militärischen Exekution befreit würden. Das Dorf Klingmühl zahlte 10 Taler. Da sich aber die Gemeinde Sallgast weigerte, wurde ein Korporal hergeschickt, er meldete sich beim Dorfrichter und wich nicht eher, bis alles bezahlt war.
Der 7jährige Krieg brachte neue Unruhen in hiesige Gemeinden. Der alte Fritz, der bekanntlich Sachsens Feind war, benutzte die Niederlausitz zu Winterquartieren und hat selbst rühmend hervorgehoben, daß ihm dieses Gebiet so manchen Vorteil verschafft habe. Auch die Oesterreicher fühlten sich bei steigendem Glück hier ziemlich heimisch, aber man hatte etwas gelernt. Die allenthalben noch zu findenden Spuren grausamer Verwüstung des 30jährigen Krieges erfüllte die Heerführer mit Grausen. Man machte nicht wie einst „ganze Arbeit“ - man denke an die 3 verschwundenen Dörfer Sorge, Werge und Langenau bei Grünhaus, sondern ließ den Bewohnern noch so viel, daß man auch noch später noch was holen konnte. Als die Preußen 1759 bei Kunersdorf Schläge bekommen hatten, zogen sie sich in die menschenarme, jedoch reich bewaldete Niederlausitz zurück, um hier ungestört die Winterquartiere beziehen zu können. Das preußische Dingelstädtische Regiment war in den Dörfern zwischen Sallgast und Nehesdorf verteilt und wurde, abgesehen vom Schloßherrn, der preußischer Kommerzienrat war, von der Bevölkerung durchaus nicht gern gesehen. Da das österreichische Riedtsche Korps in der Nähe weilte, waren kleine Patrouillengefechte unausbleiblich. Daß die Gemeinden Sallgast und Klingmühl ganz besonders zu leiden hatten, geben folgende Urkunden an:

Im Jahre 1760 haben kroatische Jäger und Husaren des Riedtschen Korps hier arg gehaust. Sie ließen viele Möbel und Kleidungsstücke mit sich gehen. Schafe, Ferkel, Gänse und Hühner wurden an Ort und Stelle gebraten und aufgezehrt. Ein fettes Schwein des herrschaftlichen Schäfers zu Klingmühl haben sie daselbst totgestochen und mitgenommen, 17 Scheffel Hafer mußten an ein Husarenregiment unter dem Kommando eines Obersten von Töreck nach Nehesdorf geliefert werden. Georg Paul hierselbst gab an, daß er für Bewachung seines Hauses an einen Husaren 3 Taler, 4 Groschen gegeben habe.
Im Jahre 1761 mußten 70 Scheffel Hafer, 70 Zentner Heu an das preußisch Dingelstädtische Korps nach Dresden geliefert werden. Dem preußisch Krokowschen Regiment mußten die Bauern Vorspanndienste leisten bis zu den nächsten Magazinen; solche waren in Dobrilugk, Elsterwerda, Senftenberg, Lübben. Die Preußen haben ihnen die Pferde, Geschirr, Wagen und Räder weggenommen und sie leer nach Hause geschickt.
Martin Bär, der Pächter des hiesigen Gutes von 1756 – 62 war, hat im 7jährigen Kriege insgesamt 150 Taler Kontribution an die Preußen zahlen müssen. Die Gemeinden Sallgast, Klingmühl und Zürchel sollten daran partizipieren, sie weigerten sich aber, weil die Truppen niemals genau bezeichnet waren und auch die nötigen Unterlagen fehlten. Auch der Pächter des Gasthofes, der damalige Richter Hans Linke, wollte nicht seinen Teil zahlen, weil er, an der Heerstraße gelegen, sowieso Tag und Nacht Soldaten im Quartier hatte, auch vielen Deserteuren hat er Unterkunft und Verpflegung gewähren müssen. M. Bär war von 1762 – 66 Pächter des Churf. Kammergutes Göllnitz und Rutzkau. In dieser Zeit wurde der Streit beim Oberappellationsgericht in Dresden zu Ende geführt. Die Gemeinden mußten 95 Taler zahlen und zwar Sallgast und Zürchel 60 Taler und Klingmühl 35 Taler.

Quittung
17 Taler 9 Groschen 8 Pf.

sind bei der heutigen österreichischen Einquartierung als am 20. Januar aufgewendet worden.
Sallgast, am 21. Januar 1762.
                Johann Linke, Richter.

Der Pächter des hiesigen Rittergutes Martin Bär gibt für den 3tägigen Aufenthalt eines Generalkommandos folgende Ausgaben an:

    16 Groschen für 1 Viertel 1 Metze Hafer für 2 Offizierspferde
1 Taler 4 '' zur Speisung für 3 Offiziere und 3 Gemeine
    10 '' Most
    10 '' für Bier und Branntwein
    4 '' für Speisung von 3 Husaren
    4 '' Gänsebraten vom Richter
    4 '' Branntwein
    1 '' Bier
    15 '' 3 Kannen Branntwein
    1 '' Butterschnitten
    2 '' Bier f. 30 Mann preuß. Deserteure
    16 '' 1 Viertel 1 Metze Hafer für zwei Offizierspferde
    6 '' 2 Metzen Hafer für 1 Husaren
2 Taler - '' für Speisung von 4 Offizieren, 2 Weibsen, 1 Koch und 3 Husaren
1 Taler 4 '' Bier für den 3tägigen Durchmarsch
2 Taler - '' für Speisung von 2 Leutnants
    12 '' Kaffee
2 Taler - '' für 2 Schafe
    14 '' für ½ Schaf
    18 '' Salz und Mehl für das hiesige Kommando
Sa.: 13 Taler 21 Groschen  


Specifikation.

Dessen, was die am 4. Januar 1762 sich selbst einquartierten Kaiserl. Königl. Husaren derer 7 Mann gewesen, in unserm Dorf Klingmühle, zum Teil geben lassen, zum Teil aber gewaltsamer Weise den Einwohnern weggenommen, als:
1 Scheffel Hafer 4 Taler - Groschen - Pf.
Fleisch zusammen 3 '' 8 '' - ''
Brot     6 '' - ''
Heu 1 '' - '' - ''
3 Gebund Stroh a 3 Gr.     9 '' - ''
Bier und Branntwein 1 '' 10 '' 8 ''
Für entwendete Sachen 3 '' 10 '' - ''
Sa.:    13 Taler 19 Groschen 8 Pf.
Ueberdies haben diese 7 Mann 6 Taler gewaltsam unter allerhand harten Drohworten erpreßt.
Sa.:    19 Taler 19 Groschen 8 Pf.

Andreas Quitter, Richter
Christian Roick, Gottlob Müller, Schöppen.

Jampert mußte 5000 Taler Kontribution im 7jährigen Kriege an die Preußen zahlen. Diese Last aber trug der Gutsbesitzer nicht allein, sondern zog sie von seinen Untertanen ein. So hatte beispielsweise der Bauer Christoph Bröse 74 Taler zu zahlen.