84. Königsberg: Löbenichtsche Kirchhofstraße.
Im Hintergrunde die Löbenichtsche Kirche
(Aufnahme der Meßbildanstalt)

Aufbewahrungsräume und solche, die dem Marktverkehre dienten, während sich im Obergeschoß der große Versammlungsraum der Bürgerschaft und, an einem Ende abgeteilt, die kleinen Schreibstuben befanden.
    War nun das Rathaus selbst ein Bau von begrenzten Abmessungen, so nahm es doch bald mit seinen Anhängseln Platz genug vom Markte fort. Die schlichten Wände des Erdgeschosses hatten einen Zweck. Mit ihnen als Rückwand wurden die festen Verkaufsstände errichtet, in denen die Handwerker und Handeltreibenden aller Art ihre Ware nur feilhalten durften. Und für die Benutzung dieser sogenannten "Hakenbuden" erhob die Stadt ein Standgeld. Sie hatte auf diese einfache Weise die dauernde Aufsicht über Handel und Wandel und

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85. Frauenburg: Die Langgasse, im Hintergrunde der Dom

eine Einnahme. Es waren ohne Zweifel anfänglich bewegliche, leinengedeckte Stände und möglicherweise kommt ihr Name daher, daß ihre Zeltstangen beim jedesmaligen Aufstellen in besondere in die Rathausmauer eingelassene Krampen eingehakt wurden. Sei dem aber wie ihm sei, bald brachten die Innungen die Buden als Eigentum an sich, und damit war das Schicksal des Rathauses besiegelt. Die beweglichen wurden zunächst durch feste Buden aus Holz ersetzt, ein Herd entstand, vermorschende Holzwände wurden durch gemauerte ersetzt, die einzelnen Buden gingen in Privathände über und im Laufe der Zeit umdrängten nun nicht mehr einfache Verkaufsstände von allen Seiten die Rathäuser der Städte, sondern feste, bewohnte, sogar mehrgeschossige Häuser. Dieses Umbauen und Einschließen ist so weit gegangen, daß z.B. in Wormditt sogar der Eingang zum Rathause in Privatbesitz war, und die Stadtverwaltung das eigene Amtsgebäude rechtlich nur mit der Erlaubnis dieses Privatmannes erreichen und betreten konnte. Ja, die Wände des Rathauses wurden unterhöhlt

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Ostpreußische Fundgrube