Niederlausitzer Fundgrube

Kirchenarchiv Doberlug
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Prolog
zur Siebenhundertjahrfeier
der Schloßkirche in Dobrilugk

Siebenhundertfünfzig Jahre
Rückwärts meinen Schritt begleite.
Öd und wüst und unfruchtbar
Liegt vor uns der Gegend Weite.

Urwaldbäume stehn wie Riesen
Haust im Dickicht Wolf und Bär.
Träge, durch die sumpfgen Wiesen
Schleicht verschilft die Dober her.

Horch, da schallts wie Hammerschläge
Durch die schlafende Natur,
Und mit Spaten, Axt und Säge
Naht der Mensch und die Kultur.

Weit daher aus fernem Land
Auszubreiten Jesu Namen
Kreuz und Spaten in der Hand
Cisterziensermönche kamen.

Werkzeug bringen sie und Wehre
Alte Urwaldriesen sinken
Und das Raubzeug fällt dem Speere
Hacke, Axt und Spaten blinken.

Hände sich zur Arbeit regen,
Arbeit, die der Geist geboren
Und nicht lang, so wächst der Segen
Aus den sumpfgen Heidemooren.

Bald im Sommerwinde wehen
Goldner Ährenfelder Weiten.
An des Flusses Lauf sich drehen
Mühlen, die das Mehl bereiten.

Große Teiche hegen Fische
Um den Fastentisch zu decken.
Leckerbissen für den Gaumen,
Weinbergschnecken bergen Hecken.

Und das Kloster wächst im Grünen
Und die Kirche wächst heran
In der reinen Form des Kreuzes
Strebt sie sehnend himmelan.

Und die Kirche wächst herzu
Des Klosters Ruhm und Gut sich mehrt
Bald war der Abt von Toberlu
Als reichster Fürst im Land geehrt.

Als dann die Kirche fertig stund –
Nach fünfzig Jahren wars vollbracht –
Lobt Gott den Herrn der Mönche Mund
Am Tag und bei der Nacht.

Wie mit Eisenbesen
Fegt die Zeit dahin.
Bald am römschen Wesen
Rüttelt deutscher Sinn.

Krieg mit roten Flammen
Jagte übers Land
Morgen brach zusammen
Was heute prächtig stand.

Und des Abtes Feste
Und des Klosters Pracht
Trümmer nur und Reste
Einer blutgen Nacht.

Auch im Kircheninnern
Wütet Krieg und Brand
Doch die Mauern schirmte
Gottes starke Hand.

Bald wuchs auf Klosterresten
Ein prächtig Schloß heran
Drin haust zu Jagd und Festen
Manch Fürst und Rittersmann.

Und unter seinem Schatten
Wuchs weit und breit alsdann
Auf freien grünen Matten
Stadt Dobrilugk heran.

Handwerker aller Arten
Sah froh man bald sich regen
Nach Krieg und blutgen Fahrten
Blüht auf des Friedens Segen.

Was Schweden und Hussiten
Zerstört halb und verbrannt
Die schöne Kreuzformkirche
Nun wieder neu erstand.

Und deutsch nun schallte Wort und Lied
Nach schwerer Zeit der Not
Vertrauensvoll es aufwärts zieht:
Ein feste Burg ist Gott!
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Jahrhunderte im Schreiten
Des Zeitenlaufs vergehn
Es nagt der Zahn der Zeiten,
Nichts kann ihm widerstehn.

Doch was in langen langen Jahren
Die Kirche auch an Pracht verloren
In unsers letzten Kaisers Tagen
Erstand sie herrlich, neugeboren.

Es hat kunstsinniges Streben
In Arbeitsjahren vier
Ein prächtig Kleid ihr geben
Von höchster Form und Zier.

Das selbst die kleinsten Dinge,
Daß jeden Pinselstrich
Des Künstlers Sinn durchdringe
Lehrt unsre Kirche dich.

Und feierlich erhoben
Fühlst Herze du und Sinn
Nur Gott den Herrn zu loben
Reißts deine Seele hin.
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Siebenhundert Jahre
Nun im Zeitenlauf
Ragt das wunderbare
Bauwerk himmelauf.

Und zum Ehrenfeste
Das wir froh begehn
Viele hohe Gäste
Wir heut bei uns sehn.

Gott dem Herrn zum Preise
Man sein Haus heut ehrt
Und mit Lied und Weise
Seinen Ruhm vermehrt.

Gott den Herrn zu loben
Ist der Kirche Sinn
Schirme Gott dort oben
Dein Haus fernerhin.