Die Kolonialstädte stimmen in der Anlage, im Grundgedanken alle überein. Der Grund ist in einfachster Weise schachbrettartig aufgeteilt. Nicht sehr große Baublocks, meist von etwa zehn bis fünfzehn der schmalen Hausfrontenlängen, werden von für die Zeit behaglich breiten, sich rechtwinklig kreuzenden Straßenzügen umfaßt. Zwei Blocks werden von der allgemeinen Bebauung ausgenommen. Der mittelste des ganzen Gemeinwesens bleibt als Marktplatz liegen, auf dem als eigentlicher Mittelpunkt der Stadt das Rathaus seinen Platz bekommt, und einer der anderen, ein wenig vom Markte ab, aber doch in seiner Nähe, nimmt die Kirche und die zu ihr gehörenden Gebäulichkeiten auf. Man wollte das Gotteshaus auch möglichst dicht an der Stadtmitte haben, ohne es doch dem lauten Leben des Marktverkehrs zu sehr zu nähern. Das ganze Gemeinwesen wurde dann von wichhausbewehrter Mauer und Graben umfriedet, und neben der Stadt, dicht innerhalb oder außerhalb ihres Zingels, ragte als selbständiges Werk des Ordens feste Zwingburg auf.
So einfach dieser Grundgedanke nun auch war und so folgerecht man an ihm festgehalten hat, so war er doch keineswegs ein starres Schema. Beweglich, einsichtsvoll, frei, gedankenreich und anpassungsfähig, wie wir die Ordenskünstler in allen ihren Werken kennen, waren sie es erst recht bei einer so wichtigen Maßnahme, wie eine Stadtgründung es ist; bleibt doch das Schicksal jeder solchen Gründung für alle Zeiten ihres ganzen Bestehens untrennbar von dem mehr oder minder großen Geschick abhängig, das bei der ersten Anlage bewiesen wurde. So ist nicht bei einer einzigen der Ordenstädte dieses Schema bis zur Vollkommenheit durchgesetzt: bei keiner gehen die Rechtecke bis ganz an die Mauern heran, bei keiner sind Graben und Wall im starren Geviert um die Siedlung herumgeführt. Und das war nur vernünftig und natürlich. Der Ort für die Gründung wurde, wie schon erwähnt, im wesentlichen nach den Gesichtspunkten der Verteidigungsmöglichkeit ausgesucht, und der Ring von Wall und Graben folgt selbstverständlich der hierfür technisch günstigsten Linie. So ändern auch die Baublöcke, die näher an die Stadtmauer herantreten, ab, und so sind die Straßen hier nicht mehr unbedingt in der Geraden geführt. Leichte, der Aufteilung der äußeren
 70
|
|
62. Gilgenburg: Stadtbild mit der Pfarrkirche
und dem der Stadtmauer eingefügten Glockenturm
63. Preußisch-Holland: Stadtbild mit der Ordensburg
71 
|