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Niederlausitzer Fundgrube
Der Heimatwanderer Nr. 11 / 1930
Einbrüche in die Kirche zu Casel.
Von Lehrer Kulke-Casel.
In früheren Jahren wurde das Vermögen der Caseler Kirche, soweit es nicht verborgt war, in dem noch jetzt in der Kirche befindlichen mit Eisen beschlagenen, mit zwei Schlössern versehenen und mit Eisenbändern in der Mauer hinter dem Altar befestigten Gotteskasten aus Holz verwahrt. Das Geld wurde in einen leinenen Sack, der mit des Kirchenpatrons Petschaft versiegelt war, getan und in dem Kasten verschlossen, wozu der Pfarrer, der Kirchenpatron und der Kirchenvater einen Schlüssel hatten. Da ist es erklärlich, daß Diebe, wenn sie einen großen Schatz vermuteten, nach dem Gelde trachteten. Auch unsere Kirche ist von Einbrüchen und Geldentwendungen nicht verschont geblieben. So wird 1706 bei der abgehaltenen „Kirch-Rechnung“ erwähnt, daß vor einigen Jahren Geld aus dem Gotteskasten gestohlen worden ist. Die Summe scheint nicht groß gewesen zu sein. Sehr empfindlich wurde die Kirche bei dem Einbruch in der Nacht vom 5. bis 6. Januar 1813 geschädigt, wo den Dieben 160 Reichstaler, 18 Silbergroschen und 6 Pfennig in die Hände fielen. Ueber den Diebstahl gibt der Bericht des damaligen Pfarrers Winzer an den König von Sachsen Kunde, der also lautet:
„Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König, Allergnädigster Herr!
Ew. Königl. Majestät ermangele ich nicht, in tiefster Unterthänigkeit pflichtschuldigst anzuzeigen, daß unsere hiesige Kirche in gewaltthätiger Weise erbrochen und beraubt worden ist. Es war am Morgen des Festes der Erscheinung, am 6. Januar, als der Schulmeister um 7 Uhr, wo er geläutet hatte, erschrocken zu mir kam, und sagte, daß er die kleinere Kirchthüre geöffnet und den Gotteskasten erbrochen gefunden habe. Die eiserne Hasja, woran das große Vorlegeschloß an der Thüre hing, war aus der Mauer, worin sie freilich, wie es sich nun gezeigt hat, nicht recht gut befestigt war, gerißen worden, und der aus einem eichenen Klotze gehauene, mit Eisen stark belegte, und einem starken Vorlegeschlosse, wozu der hiesige Kirchenvater den Schlüßel hat, und einem sehr tüchtigen inneren Schloße, wozu ich den Schlüßel verwahre, gut befestigte Gotteskasten durch ein Brecheisen, oder wie der hiesige Schmidt (Schmied) versicherte, durch ein Pflugeisen oder Pflugkolter erbrochen worden. Nach meiner und des Schulmeisters, welcher zum Rechnungsführer bei der Kirche verordnet ist, Berechnung betrug doch die Summe des darinliegenden Geldes 75 Reichsthaler. (Nach der gehaltenen Kirch-Rechnung vom 28.12.1813 betrug die darin befindliche und entwendete Summe 160 Rchsth., 18 Sgr., 6 Pfg.). Zum Glück waren 200 Rchsth. Capital, welche der Kirche bei den Gerichten in Golßen ausgezahlt worden waren, daselbst zum Ausleihen an einen andern Bürger in Golßen bis zur Ausfertigung des neuen gerichtl. Consenses und Zurückgabe des alten in Verwahrung gelaßen worden; und so auch 110 Rchsthl., welche die Kirche bei dem dießjährigen Pfarrbau für die Kirchengemeinde vorgeschoßen hat, von denselben an die Kirche am Schluße des Jahres, wie es geschehen sollte, noch nicht zurückgezahlt worden. Wahrscheinlich hatten die Diebe die genannten Summen in der Kirche zu finden geglaubt. Von den freilich auch nicht kostbaren Kirchengeräthen ist nichts geraubt worden.
Wahrscheinlich ist der Kirchenraub erst gegen 2 Uhr in der Nacht, wo unser Nachtwächter, dem ich über seinem Lohn noch vor einigen Wochen 1 Gulden gegeben hatte, damit er nicht unterlaßen sollte, alle Stunden zu meinem Hause und der Kirche zu kommen, der immer sehr nachläßig ist, schon vor seiner Nachtwache abgegangen war, verübt worden.
Wäre derselbe noch auf der Wache gewesen, so mußten die Diebe ihm durch das schreckliche Bellen der Hunde auf dem Kirchhofe, wodurch viele andere aus dem Schlafe erweckt worden sind, und durch das Gelauf in dem Kieß verrathen werden. Ich habe gebethen, ihn zur Verantwortung zu ziehen, sowie ich sogleich auch den hiesigen Gerichten in Baruth schuldige Anzeige von dem Diebstahle gethan habe. Da aber unser Gerichtshalter krank lag, und überdieß nichts zur Entdeckung der Diebe, bei allem Mangel an Verdacht und allen Spuren, gethan werden konnte, so überließ er mir mit dem hiesigen Dorfgerichten das etwa Nöthige zu besorgen. Weil nun der hiesige Schmidt, der selbst auch eine Gerichtsperson ist, nochmals versicherte, daß der Gotteskasten mit einem Pflugeisen erbrochen worden sey, und daß dieß an dem dazu gebrauchten Eisen kenntlich seyen müßte und er einigen Verdacht äußerte, so wurde in meinem und des hiesigen herrschaftlichen Pachters Schubke Beysein eine gerichtliche Untersuchung, welche die Gerichte unentgeltlich thaten, alle Pflugeisen im Dorfe vorgenommen. Wir fanden indeß nichts Verdächtiges. Noch ist zur Wiederherstellung des Gotteskastens nichts gethan worden: und obgleich der hiesige sehr geschickte Schmidt versichert, ihn so zu befestigen, daß kein Einbruch durch Diebe mehr zu befürchten seyn dürfte, so habe ich damit doch Anstand nehmen zu müßen geglaubt, bis Ew. Königl. Majestät uns hohe Befehle deshalb zu ertheilen geruhen.
In tiefster Ehrfurcht ersterbe ich
Ew. Königl. Majestät
Alleruntertänigst gehorsamster
Winzer.“
Im Jahre 1850 wurde zweimal der Versuch gemacht, aus dem Gotteskasten Geld zu stehlen und zwar in der Nacht vom 15. zum 16. Februar und vom 3. zum 4. März. Der Pfarrer Carl Gustav Winzer, Sohn des Pfarrers Winzer, der über den Kirchenraub von 1813 berichtet hat, schreibt über die beiden Diebstahlsversuche folgendes:
„In der Nacht vom 15. zum 16. Februar waren Diebe durch das erste Fenster links an der Vorhalle in die Kirche eingebrochen – Der Cantor Lubisch entdeckte es zuerst und zeigte es mir an. – Wir eilten hin und fanden die Eisenstäbe, die, wie sich ergab, sehr schlecht eingesetzt waren – ausgehoben und ein Feld des Fensters (15 Scheiben) eingeschlagen. Der Geldkasten hinter dem Altare war von der Wand abgerückt, das Vorlegeschloß gewaltsam abgebrochen, allein das innere Schloß hatten die Diebe nicht öffnen können und hatten ohne Gewinn für ihre Schandtat abgehen müßen. Entwendet war gar nichts. – Die zinnerne Taufschüßel, den zinnernen Krug zum Taufwaßer und einen Collekten-Teller von Meßing hatten die Diebe mitgenommen, aber alle diese Stücke, vielleicht aus Furcht, dadurch etwa verrathen zu werden, an die Kirchthüre (die aber fest verschloßen war) in die Vorhalle auf die Erde unbeschädigt niedergesetzt. Altar und Kanzelbekleidung, und sonst alles war unangetastet. Nur Geld hatten die Diebe gesucht, und hätten beim Gelingen ihres Bubenstückes etwa 40 und einige Thaler gefunden. Ein Blutfleck an der Wand über dem Geldkasten zeugt von Beschädigung beim Einbrechen. Obgleich man starken Verdacht auf einige Individuums hier hat, ist noch nichts entdeckt worden.
In der Nacht vom 3. zum 4. März war durch dasselbe Fenster ein Einbruch in die Kirche geschehen. Der Gotteskasten war, obwohl an den Eisenschienen theilweise beschädigt, doch nicht erbrochen, derselbe nur abgerückt von der Wand und auch umgekehrt worden, daher sich an der Erde einige Geldmünzen vorfanden. Im Gotteskasten lagen 41 Rchsth., es war nichts entwendet, das Geld aber wurde nun dem Inspektor Schulze in Golzig zur Aufbewahrung übergeben. – Die Diebe waren durch die zweite Thüre nach dem Thurme zu, die sie aufgeriegelt hatten und an welche sie die beiden zinnernen Altarleuchter auch hingestellt hatten, herausgegangen, den einen Leuchter hatten die Diebe beschädigt. –“
Von weiteren Einbrüchen ist nichts bekannt; das Vermögen der Kirche ist seit 1850 auch nicht mehr im Gotteshause aufbewahrt worden. Fortan diente der Kasten nur zur Aufbewahrung der Klingelbeutelpfennige, deren Summe aber nicht sehr groß war. Mit der Abschaffung des „Herumgehens der Kirchenältesten mit dem Klingelbeutel während des Gottesdienstes“ in der Inflationszeit 1920/22 hatte der Geldkasten, der noch heute hinter dem Altare an der Wand befestigt ist, ausgedient.
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