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Niederlausitzer Fundgrube
Der Heimatwanderer Nr. 5 / 1936
Ein Bittgesuch des Bäckergewerks in Luckau an das Bäckergewerk in Calau 1813.
(Ein Beitrag zur Geschichte des Gefechts von Luckau am 4. Juni 1813.)
Mitgeteilt von Dr. Rudolf Lehmann.
„Obgleich unser ganzes armes Vaterland von der allgemeinen Kriegsnoth hart niedergebeugt wird, so ist doch nicht zu leugnen, daß immer eine Gegend mehr als die andere von den Drangsalen des Krieges ergriffen und heimgesucht wird. Dieß ist nun ganz besonders der Fall mit Luckau und seinen Umgebungen. Alles, was der Kreis Schreckliches in seinem schwarzen Gefolge hat, das hat uns auch betroffen. Unsere schönen Fluren und Gärten waren bereits schon damals zum großen Theil verwüstet und unsere Scheunen und Böden geplündert, ehe uns noch das große Unglück am 4. Juni betraf. An diesem unglücklichen Schreckenstage, welcher Ruhe den Waffen gebot, und in der nämlichen Stunde, in welcher die Tractaten des Waffenstillstandes unterzeichnet wurden – es war 2 Uhr nachmittags – ging ein bedeutendes Theil unserer Stadt und die Calauer Vorstadt bei einem Bombardement, welches durch ein Gefecht, so ganz in der Nähe unserer Stadt vorfiel, veranlaßt wurde, in Feuer auf, und 108 Wohnhäuser nebst einigen 50 Scheunen wurden ein Raub der Flammen, und die wenigen, so vor dem andern Thore noch stehengeblieben, sind dach- und fachlos, folglich so gut wie vernichtet. Auf den Trümmern der Brandstätte stehen auch zwei unserer Mitmeister Namens Bredno und Hille, welche mit ihren Häusern auch ihre ganze Habseligkeiten eingebüßt haben. Meister Bredno`n traf auch noch das besondere Malheur, daß ihm aufgegeben wurde, die bereits gemachte neue Anlage zu seinem Backofen und einer Backstube, in welcher er zum bevorstehenden Winter mit den Seinigen zu wohnen gedachte, der kürzlich angeordneten Festungswerke wegen, wiederum wegzureißen.
Da nun der Unglücklichen in unserer Stadt, wie Sie leicht denken können, sehr viel, der Helfenkönnenden unter so traurigen Umständen aber leider sehr wenig sind, so haben wir uns veranlasset gefunden, Sie, werthe Freunde und Mitmeister, zu bitten: Diese beide verunglückten Meister aus Ihrem Gewerbsmittel mit einer Beisteuer mitleidsvoll zu unterstützen. Auch die kleinste Gabe werden wir mit dem innigsten Danke erkennen und in ähnlichen Unglücksfällen – wofür Sie doch Gott und alle Einwohner Ihrer guten Stadt in Gnaden bewahren wolle – unsere Schuldigkeit aus christlicher Liebe zu beobachten wissen.
In der zuversichtlichen Hoffnung, daß Sie diese Bitte für zwei unglückliche Meister unserer Innung nicht unbeobachtet lassen werden, verbleiben wir unter Versicherung unserer Liebe und Achtung Ew. Hochedl. aufrichtige und dienstbereitwillige
Mitmeister des Gewerbs der Weißbäcker allhier
Johann Carl Erdmann Juling, Handwerks-Meister,
Johann Christian Müller als Mithandwerksmeister.
Luckau, am 27. Juli 1813.
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