Niederlausitzer Fundgrube

Der Heimatwanderer Nr. 11 / 1928

Der Teufelsglaube im Mittelalter.

An den Kampf des Försters Neumaier mit dem Teufel erinnert nachstehendes Erlebnis, das ein Pfarrer im Orte Gahsow N.-L. gehabt hat und das er auf einem Blatte seines Kirchenbuches wie folgt niedergeschrieben hat:
„Gestern erlebte ich eine merckwürdige Aventiure. Ich war zu einer todtkranken Persohn im Filialorte meines Kirchspiehls gebeten worden. Nachdem ich meiner Pflicht Genüge gethan hatte, musste ich auf dem Heim-Wege eine kleine Brücke über einen breiten sumpfigen Graben passiren. Der Wegesrand ist mit dichtem Gebüsch besetzt. Es herrschte bereits Dämmerung. Plötzlich stürtzte aus dem Gebüsch ein Wesen mit einer Keule bewaffnet auf mich los und schreit mit schröcklicher Stimme: „Pastor, du mußt jetzt sterben; du mußt mit mir in den Höllenfuhl. Alle Sonntage schimpfest du auf den Teuffel, jetzo hohle ich dich, die Straffe folget nun“. Zuerst war ich etwas erschrocken; aber im Vertrauen auf mein geistliches Gewandt, das ich an hatte, rief ich ihm die Beschwörungsformel zu, die immer hilfft: „Apape Satanas im Nahmen unsres Heylands Jesu Christi.“ Da dies jedoch auf das Wesen keinen Eindruck machte, erkanndte ich gleich, daß es nicht der Teuffel, sondern ein verkleideter Mensch wäre. Dieser stürtzte nun auf mich loß. Wir rangen miteinander, ich war jedoch stärker und warff ihn in den Graben. Dann eilte ich fürbaß weiter. Am nächsten Tage forschte ich nach, wer im Dorffe beschmutzet nach Hause kommen sey. Da erfuhr ich von verschiedenen Seiten, daß es der Diener meines Patrons sey. Inzwischen erhielt ich von diesem ein Briefflein, in welchem er mir schrieb, daß er sich wegen meines Schimpfens auf den Teuffel einen Spaß erlaubet und seinen Diener mit der Vertretung des Höllenfürsten beauftragt habe. Dieser tumme Kerl habe aber seine Rolle schlecht gespielet. Als Entschädigung für meinen Schrecken sende er mir anbey einen Hasen und eine Seite Speck.

Hauptstein.