Viel früher als die umliegenden Kirchdörfer wurde
das Dorf Kalkstein gegründet, nämlich im Jahre 1285.
Das ursprüngliche Dorf lag südlich des heutigen Dorfes,
am alten Dorfgraben. Kalkstein soll der Name eines
altpreußischen Feldes gewesen sein, welches schon vor der
deutschen Eroberung unter Kultur gestanden habe und weder mit
Kalk noch mit Stein etwas zu tun haben. Das Dorf zieht sich an
der Passarge entlang, deren Ufer hier sehr romantisch sind.
Flächengröße und Grenzen haben sich seit der
Gründung kaum geändert. Um das Aufblühen des
jungen Bistums Ermland bemühten sich fünf Brüder
"von Lichtenau", die aus Niederdeutschland stammten. Bald nannten
sie sich nach den Gütern, mit denen sie vom Bischof Heinrich
ausgestattet wurden. Am 20. April 1285 wurden Christian und
Johannes vom Bischof feierlich mit 60 Hufen im Felde Kalkstein
beliehen und nannten sich jetzt Christian und Johannes von
Kalkstein. Sie erhielten das Land zu kulmischem Recht. Sie und
ihre Erben durften die Begüterung vertauschen und beliebig
zu ihrem Nutzen verwenden, aber immer unbeschadet der Rechte des
Landesherren, der ermländischen Kirche.1329 wird Kalkstein
"villa" genannt, worunter man ein von unfreien Bauern besetztes
Gutsdorf zu verstehen hat. Die Kriege des fünfzehnten
Jahrhunderts haben Kalkstein hart mitgenommen. Ein Teil
Kalksteins war wieder an den bischöflichen Stuhl gekommen.
Einen Teil des Gutsdorfes hatte das Kollegiatstift Guttstadt
erworben. Jakob von Kalkstein verkaufte 1582 den Rest seines
Stammgutes Kalkstein an zwei Neffen des Kardinals Hosius. Der
Familie Hosius gehörte das Land noch Ende des 18.
Jahrhunderts. Eine Kirche ist in der Gründungsurkunde von
Kalkstein nicht erwähnt. Sicherlich wurde die erste Kirche
aber schon im 14. Jahrhundert erbaut, da 1346 schon ein Pfarrer
Nikolaus de Kalkstein genannt wird. Am 1. Juni 1580 weihte
Bischof Kromer eine Kirche zu Ehren des Apostels Andreas ein. Der
Turm war ein mit Brettern verschalter Holzbau, die Kirche selbst
ein fester Ziegelbau. Außer dem westlichen Eingang durch
den Turm gab es noch einen südlichen. Hier wurde später
eine Vorhalle erbaut. Darunter befand sich seit 1798 die
Begräbnisstätte der Familie von Hatten aus Lemitten,
die vorher in der Kirche selbst war. Vor dem Hochaltar und in der
Vorhalle unter dem Turm befanden sich Grabsteine der Familie
Hosius. Die Familien von Hatten und Hosius sind im 16.
Jahrhundert ins Ermland gekommen. Johann Hosius, der Bruder des
Kardinals Hosius, hatte die Witwe Johann von Hattens geheiratet.
Den Familien Hosius und Hatten gehörte das Gut Lemitten, wo
auch Bischof Stanislaus von Hatten geboren wurde. Lemitten
gehörte zum Kirchspiel Kalkstein.
Der noch heute vorhandene
Hochaltar stammt aus dem 17. Jahrhundert, 1857 wurde er zum Teil
vergoldet. An einer der vier Säulen sieht man das Wappen der
Familie Hosius. Das ursprüngliche untere Altarbild stellte
die Geburt Christi dar, wurde aber später durch ein Bild des
heiligen Andreas ersetzt. Das obere Bild zeigt die Krönung
Mariens. Zwischen den Säulen standen vier Heiligenstatuen,
über dem oberen Altarbild die Statue des heiligen Andreas.
Die beiden Seitenaltäre wurden um das Jahr 1800 errichtet,
links der Marien-, rechts der Herz-Jesu-Altar. 1872 erhielt die
Kirche einen Kronleuchter aus Messing. Eine neue Kanzel,
Kommunionbank und Beichtstühle arbeitete Bildhauer Splieth
aus Elbing im Jahre 1875. Die große, dem heiligen Andreas
geweihte Glocke stammt aus dem Jahre 1727, die mittlere von 1604.
Eine kleine Glocke hing im Ostgiebel. Nach dem ersten Weltkrieg
beschlossen Herr Pfarrer Anton Schulz und mehrere Bauern des
Kirchspiels, eine neue größere Kirche zu bauen. Schon
früher hatten sie es eigentlich vorgehabt. Es gab aber auch
Gegner dieses Planes, die an dem alten Gotteshaus hingen und es
erhalten wollten. Da die neue Kirche an der gleichen Stelle
erbaut werden sollte, brauchte man zunächst eine Genehmigung
für den Abbruch der alten Kirche.
Wie stabil der Turm aus
festem Eichenholz gebaut war, zeigte sich, als er im
Frühjahr 1923 mit einer Winde umgerissen werden sollte. Mit
großer Begeisterung hat die ganze Gemeinde beim Abbrechen
der alten Kirche, Wegräumen des Schuttes, Anfahren des
Baumaterials und Bau der neuen Kirche geholfen. Der Plan für
die neue Kirche stammte von Architekt Schönweiler aus
Königsberg. Unter seiner Aufsicht ging der Neubau schnell
vonstatten. So konnte Bischof Augustinus Bludau schon am Ende
1923 die neue Kirche zu Ehren der heiligen Mutter Anna und des
heiligen Apostels Andreas einweihen. Die drei Altäre, viele
Bilder, die Kanzel, Kommunionbank und Beichtstühle wurden in
die neue Kirche übernommen. Die Heiligenstatuen zwischen den
Säulen des Hochaltars entfernte man. Wir Kalksteiner waren
stolz auf unsere große helle Kirche, die stets
wunderschön geschmückt war, besonders zur Zeit von
Schwester Mercedes. Dankbar gedenken wir Kalksteiner unsres
gütigen, verehrten Herrn Pfarrers Anton Schulz, der 30 Jahre
unser Pfarrer war. Einige Jahre nach dem Kirchbau gab es wieder
einen Grund zu feiern. Von Arnsdorf nach Kalkstein wurde eine
Chaussee gebaut, deren Einweihung durch Landrat Fischer im neuen
großen Krug feierlich begangen wurde. Später folgte
der Bau der Chaussee nach Schwenkitten. Auch ein Schulneubau war
geplant. Doch dazu kam es nicht mehr. - Das bittere Kriegsende
traf Kalkstein sehr hart. Schule, Krug, Molkerei und alle
übrigen Häuser des mittleren Dorfes stehen nicht mehr,
viele Bauerngehöfte fehlen. Die Kirche wurde schwer
beschädigt. An den hinteren Doppeltüren lesen wir heute
noch: Heiliger Andreas, bitte für uns. Aus dem einst so
blühenden Kalkstein ist ein armes Wapnik geworden.