Straßenmündung, sondern vielmehr geradedazwischen mitten vor die Wand eines Häuserblocks oder eine der schmalen, namenlosen Hinterstraßen. Der Strom des Feindes sollte selbst bei gewonnenem Tore nicht ungehemmt in die Stadt fluten können, auch hinter dem Tore noch fand er einen mit einfachsten Mitteln geschaffenen, großen, zwingerartigen Raum, in dem stürmende Scharen sich stauen mußten, und ihre Kraft im letzten Ansturm vielleicht doch noch gebrochen werden konnte. Die Häuser selbst waren der fast durchgängigen Regel nach mit dem Giebel der Straße zugekehrt, auch in den besseren Lagen selten über zwei Geschosse hoch und in der ersten Zeit aus Holz im Gehrsaß, hierauf, zuerst viel seltener, mit wachsender Entwicklung immer häufiger, auch in Fachwerk errichtet. Dieser Holzbau, der sich gleicherweise auf die Kirchen, die Rathäuser, die Mauern und Tore erstreckte, erhielt sich gar lange. Die Chronik des Kaspar Schütz berichtet über das Jahr 1343 von Danzig, daß der Hochmeister Lufolff König zu dieser Zeit angefangen habe, die Rechtsstadt mit Mauern und Graben zu befestigen, die zuvor nur mit Planken, Bohlen und Schurzwerk verwahrt gewesen sei. Aus dem Anfange des nächsten, des 15. Jahrhunderts, berichtet noch Gilbert de Lannoy von Städten, deren Häuser und Befestigungen alle in Holz ausgeführt waren. Städtische Gebäude aus Stein waren in diesem Jahrhundert noch so selten, daß man ihnen schlechtweg die Bezeichnung "das Steinhaus" gab. In diesem Sinne ist diese Bezeichnung überliefert aus Braunsberg, Elbing, Frauenburg, Kulm, Wilna; in den Befestigungen ist sie uns als "das Steintor" heute noch in mehr wie einer Stadt durchaus geläufig. Noch heute stehen vereinzelt Holzhäuser dieser alten, wohl immer sehr einfachen Art in unseren Städten, so in Allenstein, Bischofsstein, Marienburg.
Dann setzte aber doch in den Städten der Steinbau sieghaft ein, und wie zuerst das Steinhaus eine Seltenheit war, so hat dieses und mit ihm in gleicher Linie das Fachwerkhaus nun das Holzhaus so sehr verdrängt, daß jetzt letzteres zur Seltenheit wurde. Von dieser ältesten, monumentalen, bürgerlichen Bauweise ist leider herzlich wenig bis auf unsere Tage gekommen. Hin und wieder führt in alten Hauswänden der Städte ein mittelalterlicher Mauerrest
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69. Drengfurth: Stadtbild mit Kirche und Rathaus
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