malerisch auf freiem Hügel gelegenen oberländischen Kreisstädtchen Preußisch-Holland.
Die Mauern umzogen wehrganggekrönt die Stadt, und in kurzen Abständen sprangen die Wichhäuser um einiges vor, allseitig geschlossene, oder nach dem Stadtinnern offene Befestigungstürme, die die Mauern noch verstärkten und ihnen Flankenschutz gewährten. Auch die Tore, besonders fest und besonders stolz, sind sicher hier nicht anders ausgebildet gewesen, wie sonst in der Zeit. Die drei Glieder, Vortor, Zwinger und Haupttor, haben wir uns im Ordenslande ebenso häufig und ebenso angeordnet zu denken, wie sonst irgendwo im Backsteingebiet der Norddeutschen Tiefebene. Und auch die Ausbildung der Tore ist sicher so reich gewesen, wie die Mittel es nur gestatteten. Erhalten ist freilich keine einzige vollkommene Anlage. Die Vortore und Zwinger sind überall verschwunden. Auf dem Braunschen und auf dem Beringschen Plan von Königsberg zeigt aber das Lastadientor noch eine derartige Anlage, von anderen haben wir Nachrichten, ja von dem Heilsberger Hohen Tor kennen wir sogar noch das Jahr, in dem das Vortor abgebrochen wurde. Von den Wichhäusern ist keins unversehrt auf uns gekommen. Das besterhaltene stand noch bis in das Jahr 1910 hinein in Wormditt, wurde dann aber als herrenlos von der Stadt niedergelegt. Auch von den Haupttoren, von denen mancher stattliche Bau heute noch seine Straße bewacht, ist keines mehr im alten Zustande. Meist sind sie verputzt, alle haben die alten Dächer und Giebelendigungen nicht mehr. Malerische Bauten, wie das Mühlentor in Preußisch-Holland und das im 17. Jahrhundert stark veränderte Heilsberger Tor in Bischofstein, oder durch ihre Stelle eindrucksvolle wie das Steintor in Preußisch-Holland, das Steintor in Wehlau oder das Heilsberger Tor in Bartenstein, und das wehrhafteste von allen, das Hohe Tor in Heilsberg, künden heute noch von der Energie der mittelalterlichen Städtegründer und von dem Willen, die einmal gewonnene Mark nun auch zu halten.
Und die Wehranlagen hörten auch mit den Toren nicht etwa auf. Vielerorten, und besonders in den der unsicheren Grenze nahen Städten, wie Allenburg, Friedland, Wehlau, baute man die Tore nicht etwa vor eine
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68. Mehlsack: Stadtbild mit der neuen Pfarrkirche
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